Kurz-Seminar über Emotionsarbeit:
New York 1920, die Zeit nach dem ersten Weltkrieg.
Arbeitsplätze waren in New York nur sehr schwer zu bekommen.
1920, das war jene Zeit in der Nachrichten noch über einen Telegraphen verschickt wurden. Eine Firma suchte hierfür einen sogenannten Morseoperator. Vielleicht sagt Ihnen der Begriff Morsealphabet etwas. Das Signal SOS – drei kurze Signale, drei lange Signale und wieder drei kurze, so setzt es sich zusammen. Jeder einzelne Buchstabe hat einen bestimmten Signalcode. Der Morseoperator saß früher in einem Büro in dem diese Tonsignale ankamen und notierten diese. Dann schickten sie diese Nachrichten genauso weiter, bis sie ihr Ziel erreichten. Die Leitungen hatten damals nur eine begrenzte Länge. Für diesen Job wurde dieser Morseoperator gesucht. Es gingen über 300 Bewerbungen ein. Man mietete extra eine Halle an und richtete entsprechende Interview – Räume ein. An dem Tag des Vorstellungsgespräches wurden Nummern vergeben. Diese Nummern wurden in der Reihenfolge verteilt, wie die Leute gekommen waren. Vielleicht kennen Sie das ja von Ihrem Friseur. In der Halle gab es NICHT genügend Stühle, also saßen die Bewerber auch auf dem Fußboden und warteten darauf, dass es endlich los ging. Es war ein sehr warmer Sommer und in der Halle war es unerträglich heiß. Die Luft war so dick, dass sie hätte schneiden können. In der Sonne konnte man den Staub erkennen, wie er in der Luft stand. Und dann dieser Lärm. Irgendwo wurde ununterbrochen gehämmert. Dann kam ein junger Mann mit der Nummer 258, also ziemlich weit hinten in die Halle, um ebenfalls an den Vorstellungsgesprächen teilzunehmen. Auch er setzte sich auf den Boden, da es bereits keine Plätze mehr gab.
Nach 2 Minuten stand er auf und ging zielstrebig quer durch den Raum zu einem Büro auf der anderen Seite. Er klopfte an und ging, ohne auf Antwort zu warten hinein. Alle Anwesenden schauten dem Mann hinterher. Wenn Blicke hätten töten können… dieser junge Mann wäre sicher noch im Türrahmen gestorben.
Nur etwa 3 Minuten später kam ein älterer Mann aus dem Büro und erklärte, im Beisein des jungen Mannes, dass die Stelle gerade eben an IHN vergeben wurde.
Stellen Sie sich vor, Sie wären einer dieser Bewerber gewesen, der in der brütenden Hitze in dieser Halle auf seine Chance gewartet hätte. Was hätten Sie empfunden, wenn Sie da gewesen wären?
So hat Vera F. Birkenbihl einen ihrer Vorträge mit einem Quiz begonnen. Sie nannte es WQS, WissensQuizSpiel. Bei dieser Art des Einstiegs in ein Seminar oder einen Vortrag, nutzt man einen sogenannten Cliffhanger, um eine gewisse Spannung zu erzeugen, welche möglichst lange aufrechterhalten werden kann. Ich selber nutzte diese Technik auch bei meinen Teilnehmern und es funktioniert hervorragend. Für das Thema Emotionsarbeit habe ich sogar auf die Geschichte von 1920 zurückgegriffen, um eine gewisse Stimmung/ Emotionalität zu erzeugen. Eine weitere Frage war:
In welcher Verbindung steht die Krankheit Burnout mit der Emotionsarbeit? Natürlich habe ich die Fragen ganz bewusst so formuliert, um das Thema noch interessanter zu gestalten. Im Laufe des Seminars hat sich anhand der Oberflächen- und Tiefenarbeit herausgestellt (nach amerikanische Soziologin Arlie Russell Hochschild), wo der Zusammenhang zwischen der Emotionsarbeit und Burnout besteht.
Am Ende des Seminares habe ich dann den Spannungsbogen mit der Eingangsgeschichte geschlossen, um einen guten und runden Abschluss für das Thema Emotionsarbeit herzustellen. Ich ging also noch einmal genauer auf die Geschichte von 1920 ein und stellte wesentliche Aspekte für die eigene tägliche Arbeit heraus.
100 Jahre ist diese Geschichte alt und sie geschah auf einem anderen Kontinent. Nachdem ich den Zusammenhang zur Emotionsarbeit hergestellt hatte, wurde den Teilnehmern bewusst, dass sie sich emotional NICHT abgrenzen können.
Brauche Sie auch Klarheit?
Dann möchte ich die Geschichte auch für Sie jetzt gern auflösen!
Können Sie sich noch an das Hämmern in der Halle erinnern?
Und, dämmert es schon?
Das Hämmern war ein Morsesignal.
Dieses Signal lautete: „Wenn Sie sich auf die Stelle beworben haben, kommen sie direkt in das Büro auf der anderen Seite der Halle, hinten rechts. Klopfen Sie an und treten direkt ein. Ein Mitarbeiter wartet mit einem vorgefertigten Vertrag auf Sie. Sobald Sie diesen unterschrieben haben gehört der Job Ihnen.“
Wenn Sie wissen wollen wie Sie die WQS-Technik gewinnbringend für Ihre Zuhörer einsetzten können, setzen Sie sich einfach mit mir in Verbindung.
Ihr Christian Kaiser